Einheit in Vielfalt

208 einheit in der vielfaltHier in den Vereinigten Staaten wird alljährlich im Februar der Black History Month (Monat der Kultur und Geschichte der afroamerikanischen Mitbürger) gefeiert. Während dieser Zeit feiern wir die zahlreichen Errungenschaften, die Afroamerikaner zum Wohl unserer Nation beigetragen haben. Ebenso gedenken wir der generationenübergreifenden Leiden, angefangen mit der Sklaverei, der Rassentrennung bis zum anhaltenden Rassismus. In diesem Monat wird mir bewusst, dass es eine Historie in der Kirche gibt, die oft übersehen wurde – die bedeutende Rolle, welche die frühen afroamerikanischen Kirchen für das Bestehen des christlichen Glaubens gespielt haben.

Afroamerikanische Gottesdienste gibt es bei uns tatsächlich seit den Anfängen der Vereinigten Staaten! Die erste afroamerikanische Kirchengemeinde datiert in das Jahr 1758, noch vor dem Bürgerkrieg. Diese frühen Kirchen entstanden unter dem hässlichen Joch der Sklaverei. Sklavenhalter waren argwöhnisch gegenüber jeder Art von organisierter Zusammenkunft unter den Sklaven; aber trotz furchtbarer Verfolgung fanden viele eine Gemeinschaft der Stärke, der Hoffnung und der Wiederherstellung unter den Lehren des Evangeliums.

Ein anderes Stück des reichen Erbes, das sich aus der Standhaftigkeit des Glaubens unter der Sklaverei entwickelte, war der Gospel. Wie man aus vielen alten Spirituals heraushören kann, fanden die versklavten Christen eine starke Identifikation in der Geschichte über Moses, der die Israeliten aus Ägypten geführt hatte, um sie ins Gelobte Land zu bringen. Diese Afroamerikaner stärkten sich damit, dass Gottes auserwähltes Volk ebenfalls versklavt wurde und Gott sie als eine Glaubensgemeinschaft in die Freiheit geführt hat. Diese Gläubigen wussten aus erster Hand, was die Israeliten erfahren hatten und setzten ihre Hoffnung auf ewige Erlösung in denselben Gott.

Afroamerikanische Kirchen sind nach wie vor Stätten der christlichen Feier und Gemeinschaft bis auf den heutigen Tag. Afroamerikanische christliche Leiter standen an der Spitze der Bürgerrechtsbewegung und treten weiterhin für wesentliche Veränderungen ein, die auf christliche Prinzipien zurückzuführen sind. Obwohl wir oft die Verdienste von Einzelnen im Black History Monat feiern, ist es ebenso wertvoll, sich der grossen Geschenke zu erinnern, die diese Kirchengemeinden seit so langer Zeit zu bieten haben. Derweil die frühen afroamerikanischen Kirchen beständig das Erbe von Gottesdienst, Seelsorge und Gemeinschaft fortführen, sind sie längst Mitträger einer viel grösseren Glaubenstradition innerhalb des Christentums geworden, die bis zu den ersten Nachfolgern Christi zurückreicht.

Einer der ersten Konvertiten nach Jesu Auferstehung – noch vor dem Apostel Paulus! – war der äthiopische Eunuch. Der Bericht steht im 8. Kapitel der Apostelgeschichte. Ein „Engel des Herrn“ forderte Philippus auf, eine einsame Strasse nach Gaza hinabzugehen. Dort begegnete er einem mächtigen Mann aus Äthiopien, der ein hohes Amt am Hof der Königin innehatte. Der Mann hatte sich bereits in eine Passage des Buches Jesaja vertieft, als Philippus auf Anweisung des Heiligen Geistes an ihn herantrat und sich mit ihm in ein Gespräch verwickelte. Er „fing mit diesem Wort der Schrift an und predigte ihm das Evangelium von Jesus“ (Vers 35). Kurz darauf liess sich der Eunuch taufen und „zog seine Strasse fröhlich“ weiter (Luther 1984).

Gelehrte werten diesen Bericht als ein schönes Bild, wie sich das Evangelium bis zu den Enden der Welt verbreitet. Hier zeigt sich ebenfalls ein frühes und klares Bekenntnis, dass Menschen aus unterschiedlichsten Ethnien, Nationen, Kulturen und Hintergründen gleichermassen im Königreich Christi willkommen sind. Obwohl es nicht sicher nachweisbar ist, führen einige der frühen christlichen Traditionen die Verbreitung der guten Nachricht von Jesus auf dem afrikanischen Kontinent auf den äthiopischen Eunuchen zurück.

Ich liebe es, die vielfältige und lebendige Geschichte der christlichen Anbetung in aller Welt zu studieren, da es mich an unser reiches und vielseitiges Erbe erinnert. Auch wir bei der GCI sind Teil dieser fortwährenden Tradition. Grace Communion International profitiert viel von der Einheit-in-Vielfalt unserer Mitgliedschaft. Wir haben Gemeinden überall auf der Welt und erleben wunderbares, von Gott bewirktes, weltweites Wachstum. In nur wenigen Jahren haben wir 5.000 neue Mitglieder und 200 neue Gemeinden willkommen geheissen, wobei viele Kirchen auf dem afrikanischen Kontinent dazugehören! Es ist erstaunlich, wie Menschen mit unterschiedlichen ethnischen, nationalen Identitäten und Lebenserfahrungen in der Anbetung desselben dreieinigen Gottes vereint sein können. Es stärkt wahrlich die Kirche, wenn wir die unterschiedlichen Gaben und geschichtlichen Entwicklungen im Leib Christi wertschätzen. Unser Gott ist dieser eine, der uns berufen hat, Barrieren niederzureissen und für die Einheit innerhalb der Kirche auf der Basis unseres neuen Lebens in Jesus Christus zu arbeiten.

In Dankbarkeit für die Unterstützung meiner Brüder und Schwestern in Christus,

Joseph Tkach

Präsident
GRACE COMMUNION INTERNATIONAL


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